Angebot & Nachfrage
Die Schönheitsindustrie gehört mit einem jährlichen Umsatz von 500 Milliarden US-Dollar heute zu einem der größten Wirtschaftszweige. Das einstige Handwerk wurde durch Unternehmer:innen in eine milliardenschwere Industrie übersetzt. Innovationen, Einfallsreichtum, günstigere Produktionsverfahren, neue Vertriebsstrukturen und Vermarktungsstrategien machten Produkte für eine breite Masse
konsumierbar.
Der Blick richtet sich auf Akteur:innen, die als Ein-Personen-Betrieb gestartet und zu global agierenden Wirtschaftsunternehmen gewachsen sind. Mit Fokus auf das beim Abnehmen Rat gebende Unternehmen Weight Watchers von Jean Nidetch, auf das Pariser Modehaus von Yves Saint Laurent und dem Anbieter von Bekleidung in Plus- Size Ulla Popken zeigt sich wie vielfältig die Branche ist. Zugleich verdeutlichen die verschiedenen Unternehmen die Bandbreite an Angeboten und Zielgruppen. Die heute auch in einer zunehmenden Pluralität an Stilen und parallel existierenden Schönheitsidealen zum Ausdruck kommt.
Yves Saint Laurent
"Der neue König von Paris" wird er zu Beginn seiner Karriere genannt. Yves Saint Laurent ist gerade einmal 22 Jahre alt, als er seine erste Kollektion als Chefdesigner im Modehaus Christian Dior präsentiert.
Nur wenige Jahre später gründete Saint Laurent 1961 sein eigenes Modehaus. Seine Kreationen, darunter der legendäre Hosenanzug für Frauen, stellten etablierte Regeln der Mode infrage und machten ihn zum Revolutionär. Ausgangspunkt seines Schaffens war das Textile, doch er erkannte früh, dass sich seine Vision über Stoff und Schnitt hinaus fortsetzen ließ. Parfums und dekorative Kosmetik erweiterten sein Repertoire, eröffneten neue Kund:innenkreise und wurden zu einem wirtschaftlichen Pfeiler des Hauses – teilweise erfolgreicher als die Mode selbst
Opium
Ein Parfum schreibt Geschichte
1977 brachte Yves Saint Laurent sein erfolgreichstes Parfum auf den Markt: Opium. Die Komposition aus Patchouli, Myrrhe und Vanille erhielt einen Namen, der bewusst auf die Droge verweist. Obwohl Saint Laurent selbst nie in China war, übersetzte er seine eigene Vorstellung des Landes in einen Duft. Damit knüpfte er an ein Bild von China an, das seit dem späten 19. Jahrhundert im Westen vor allem durch Mode und Medien in exotisierender Weise geprägt worden war.
Yves Saint Laurent
I wanted a lush, heavy, and languid perfume. I wanted Opium to be captivating, and I wanted its scent to evoke everything I like: the sophisticated Orient, imperial China, and exoticism.
Pierre Dinand, Gestalter zahlreicher ikonischer Flakons, setzte Yves Saint Laurents Vision für Opium in die Form um. Der Flakon orientiert sich am Inrō, einem traditionellen japanischen Behältnis aus Holz, Horn oder Elfenbein. Die Kordel des Vorbilds übernahm Dinand als Symbol für die Verbindung zwischen Duft und Trägerin. Der rot lackierte Kunststoffflakon mit kleinem Sichtfenster greift zudem Anleihen chinesischer Lackkunst auf und verbindet so verschiedene kulturelle Elemente zu einem einzigartigen, eklektischen Entwurf.
33 Jahre später nahm Fabien Baron das Design erneut in die Hand. Wesentliche Merkmale blieben erhalten, doch die Proportionen wurden zugunsten größerer Symmetrie angepasst, und der Kunststoff wich einem roten Glasflakon.
Dies war jedoch nur eine der Veränderungen. In unserer Ausstellung können Sie den Wandel des Flakons über die Jahre verfolgen und sehen, wie sich Design im jeweiligen Zeitgeist verändert.
Von der Idee zum Klassiker
Bereits im ersten Verkaufsjahr erzielte Opium in Europa einen Umsatz von 30 Millionen US-Dollar. Der außergewöhnliche Erfolg des Parfums gründete auf einem Zusammenspiel aus provokantem Namen, unverwechselbarem Duft und markantem Flakon. Jedes Element trug dazu bei, Opium zu einem sofort erkennbaren Produkt zu machen, das sowohl Aufmerksamkeit erregte als auch Begehrlichkeit schuf.
Bis heute verweist das Parfum auf das Werk Yves Saint Laurents und hat die Markenidentität des Modehauses nachhaltig geprägt. Opium bleibt damit nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern auch ein Symbol für den kreativen Geist und die Provokationslust des Designers – ein ikonisches Stück Modegeschichte, das weit über die Welt der Düfte hinaus wirkt.
Ein Skandal führt zum Erfolg
Der Erfolg von Opium war von Anfang an provozierend geplant. Schon der Name löste Diskussionen aus – über Drogen, über die Opiumkriege. Yves Saint Laurent nutzte diese Aufmerksamkeit bewusst. Die Werbeanzeige zeigte Jerry Hall (1956) versunken in Kissen auf einem Lamé-Sofa, gekleidet in eine schwarze Mandarinjacke mit goldenen Applikationen und rotem Satinfutter, dazu opulenter Goldschmuck. Der Slogan „Opium, pour celles qui s'adonnent à Yves Saint Laurent“ ließ das Bild eines berauschten, verführerischen Moments entstehen – und übertrug die „berauschende Sinnlichkeit“ direkt auf den Duft. In den USA wurde Opium zunächst verboten, bis überprüft wurde, dass er keine berauschenden Substanzen enthielt. Die mediale Aufmerksamkeit war bis dato einzigartig.
Mit Opium und seiner Herbst-Kollektion „Les Chinoises“ von 1977 brachte Saint Laurent seine Faszination für den Fernen Osten auf den Punkt. Flakon, Stoffe und Schnitt sprachen eine Sprache der Exotik, die damals als Hommage verstanden wurde, heute aber auch kritisch als kulturelle Aneignung diskutiert wird.
Der Duft selbst wuchs über die Jahre hinaus. Seifen, Duschgels, Kerzen, 1995 Opium pour Homme, 2014 Black Opium – immer wieder wurde die Marke erweitert, neue Zielgruppen erschlossen, der Duft immer wieder neu interpretiert. Opium blieb so nicht nur ein Verkaufserfolg, sondern ein Symbol für Saint Laurents Stil, seinen Hang zur Provokation und sein Wille, Geschichte in ein Parfum zu übersetzen.
The Magic of Weight Watchers
Seit den Anfängen bringt das Unternehmen Menschen unterschiedlichsten Alters zusammen, die sich gegenseitig beim Abnehmen unterstützen. Die ersten Schritte von Weight Watchers wirkten unscheinbar: eine Schallplatte und telefonische Beratung – in den 1960er-Jahren jedoch ein ungewöhnlicher Ansatz inmitten zahlreicher Diätprogramme. Bis heute lebt das Konzept von gemeinsamer Motivation und Austausch. Aus einer Idee entstand eine Bewegung.
1963
Die Hausfrau Jean Nidetch gründet in New York das Unternehmen, um Menschen beim Abnehmen zu unterstützen.
1970
Irmgard und Walter Mayer führen die ersten Weight Watchers-Treffen in Deutschland durch.
1978–1999
Weight Watchers gehörte zur H. J. Heinz Company. Ja, zu dem Unternehmen des bekannten Heinz-Ketchup.
1999
Eine luxemburgische Investmentholding übernimmt das Unternehmen.
2001
Die Aktien von Weight Watchers International Inc. werden erstmals an der New Yorker Börse gehandelt.
2019
Der Unternehmensname wird von Weight Watchers International Inc. in WW International Inc. geändert.
2023
Das Unternehmen erwirbt Sequence, eine Telemedizin-Abonnementplattform für Gewichtsmanagement.
2025
Heute kämpft das Unternehmen gegen die Pleite. Weight Watchers beantragt ein Insolvenzverfahren, da sich Schulden von etwa 1,6 Milliarden Dollar angehäuft haben.
Ist das Konzept des gemeinsamen Abnehmens heute überholt?
Ulla Popken - Eine Marke revolutioniert die Modewelt
Aus einem Familienbetrieb entstand Schritt für Schritt eine internationale Modemarke: Ulla Popken. Die ersten Kollektionen richteten sich an Schwangere. Der Unternehmensleitung fällt auf, dass jedoch nicht nur schwangere Frauen Umstandsmode kaufen. Auch Frauen, die in herkömmlichen Geschäften mit ihren Größen oft leer ausgingen, fanden in der Umstandsmode eine modische Lösung.
Das war der Startschuss für einen neuen Wandel in der Modeindustrie. Der Fokus des Unternehmens verlagert sich mehr und mehr auf Mode ab Größe 42 – modern, tragbar und nah am Alltag der Kundinnen. Mit dem Ausbau des Versandhandels, den frühen Investitionen ins Onlinegeschäft und der Eröffnung eigener Filialen wuchs das Unternehmen kontinuierlich weiter. Auch die Integration von Marken wie GINA LAURA prägte diese Entwicklung. Heute ist Ulla Popken eine feste Größe innerhalb der Popken Fashion Group und macht ihre Kollektionen in mehr als 30 Ländern zugänglich.
1880
Johann Popken gründet das Textilhaus Popken in Hameln.
1968
Sein Enkel Friedrich Popken und seine Frau Ulla eröffnen das erste Umstandsmoden-Fachgeschäft "Mami & Baby" in Oldenburg.
1984
Popken wird Franchisegeber für Umstandsmodengeschäfte und steigt in den Versandhandel ein.
1987
Das Unternehmen wird als "Ulla Popken, Junge Mode ab Größe 42" ins Handelsregister eingetragen und eröffnet zehn Filialen.
1998
Das Unternehmen zieht zur neuen Firmenzentrale in Hahn-Lehmden.
1999
Der Ulla Popken Online-Shop geht online.
2008
Thomas Schneider übernimmt die Geschäftsführung der Ulla Popken GmbH in Deutschland.
2011
Das Männerlabel JP1880 wird eingeführt.
2012
Die Ulla Popken GmbH und die GINA LAURA GmbH & Co. KG werden nach dem Kauf zur Popken Fashion Group zusammengeführt.