Transkript anzeigen Abspielen Pausieren
Flacon des Parfums Opium der Marke Yves Saint Laurent

"I wanted a lush, heavy, and languid perfume. I wanted Opium to be captivating, and I wanted its scent to evoke everything I like: the sophisticated Orient, imperial China, and exoticism."

Yves Saint Laurent

"Der neue König von Paris" wird er zu Beginn seiner Karriere genannt. Yves Saint Laurent ist gerade einmal 22 Jahre alt, als er seine erste Kollektion als Chefdesigner im Modehaus Christian Dior  präsentiert. 

Nur wenige Jahre später gründete Saint Laurent 1961 sein eigenes Modehaus. Seine Kreationen, darunter der legendäre Hosenanzug für Frauen, stellten etablierte Regeln der Mode infrage und machten ihn zum Revolutionär. Ausgangspunkt seines Schaffens war das Textile, doch er erkannte früh, dass sich seine Vision über Stoff und Schnitt hinaus fortsetzen ließ. Parfums und dekorative Kosmetik erweiterten sein Repertoire, eröffneten neue Kund:innenkreise und wurden zu einem wirtschaftlichen Pfeiler des Hauses – teilweise erfolgreicher als die Mode selbst

Blick in die Ausstellung auf verschiedene Opium-Flakons

Opium – ein Parfum schreibt Geschichte

1977 brachte Yves Saint Laurent sein erfolgreichstes Parfum auf den Markt: Opium. Die Komposition aus Patchouli, Myrrhe und Vanille erhielt einen Namen, der bewusst auf die Droge verweist. Obwohl Saint Laurent selbst nie in China war, übersetzte er seine eigene Vorstellung des Landes in einen Duft. Damit knüpfte er an ein Bild von China an, das seit dem späten 19. Jahrhundert im Westen vor allem durch Mode und Medien in exotisierender Weise geprägt worden war.

Pierre Dinand, Gestalter zahlreicher ikonischer Flakons, setzte Yves Saint Laurents Vision für Opium in die Form um. Der Flakon orientiert sich am Inrō, einem traditionellen japanischen Behältnis aus Holz, Horn oder Elfenbein. Die Kordel des Vorbilds übernahm Dinand als Symbol für die Verbindung zwischen Duft und Trägerin. Der rot lackierte Kunststoffflakon mit kleinem Sichtfenster greift zudem Anleihen chinesischer Lackkunst auf und verbindet so verschiedene kulturelle Elemente zu einem einzigartigen, eklektischen Entwurf.

33 Jahre später nahm Fabien Baron das Design erneut in die Hand. Wesentliche Merkmale blieben erhalten, doch die Proportionen wurden zugunsten größerer Symmetrie angepasst, und der Kunststoff wich einem roten Glasflakon.

Dies war jedoch nur eine der Veränderungen. In unserer Ausstellung können Sie den Wandel des Flakons über die Jahre verfolgen und sehen, wie sich Design im jeweiligen Zeitgeist verändert.

Von der Idee zum Klassiker

Bereits im ersten Verkaufsjahr erzielte Opium in Europa einen Umsatz von 30 Millionen US-Dollar. Der außergewöhnliche Erfolg des Parfums gründete auf einem Zusammenspiel aus provokantem Namen, unverwechselbarem Duft und markantem Flakon. Jedes Element trug dazu bei, Opium zu einem sofort erkennbaren Produkt zu machen, das sowohl Aufmerksamkeit erregte als auch Begehrlichkeit schuf.

Bis heute verweist das Parfum auf das Werk Yves Saint Laurents und hat die Markenidentität des Modehauses nachhaltig geprägt. Opium bleibt damit nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern auch ein Symbol für den kreativen Geist und die Provokationslust des Designers – ein ikonisches Stück Modegeschichte, das weit über die Welt der Düfte hinaus wirkt.

Ein Skandal führt zum Erfolg

Der Erfolg von Opium war von Anfang an provozierend geplant. Schon der Name löste Diskussionen aus – über Drogen, über die Opiumkriege. Yves Saint Laurent nutzte diese Aufmerksamkeit bewusst. Die Werbeanzeige zeigte Jerry Hall (1956) versunken in Kissen auf einem Lamé-Sofa, gekleidet in eine schwarze Mandarinjacke mit goldenen Applikationen und rotem Satinfutter, dazu opulenter Goldschmuck. Der Slogan „Opium, pour celles qui s'adonnent à Yves Saint Laurent“ ließ das Bild eines berauschten, verführerischen Moments entstehen – und übertrug die „berauschende Sinnlichkeit“ direkt auf den Duft. In den USA wurde Opium zunächst verboten, bis überprüft wurde, dass er keine berauschenden Substanzen enthielt. Die mediale Aufmerksamkeit war bis dato einzigartig.

Mit Opium und seiner Herbst-Kollektion „Les Chinoises“ von 1977 brachte Saint Laurent seine Faszination für den Fernen Osten auf den Punkt. Flakon, Stoffe und Schnitt sprachen eine Sprache der Exotik, die damals als Hommage verstanden wurde, heute aber auch kritisch als kulturelle Aneignung diskutiert wird.

Der Duft selbst wuchs über die Jahre hinaus. Seifen, Duschgels, Kerzen, 1995 Opium pour Homme, 2014 Black Opium – immer wieder wurde die Marke erweitert, neue Zielgruppen erschlossen, der Duft immer wieder neu interpretiert. Opium blieb so nicht nur ein Verkaufserfolg, sondern ein Symbol für Saint Laurents Stil, seinen Hang zur Provokation und sein Wille, Geschichte in ein Parfum zu übersetzen.