Neustart für das "Schiffchen"

09.05.2018 Britta Handke

Blickfang im Gastraum ist die meterlange Theke, die ein beleuchtetes Foto der Dampfmaschine des Museums ziert.

Museumsrestaurant zeigt sich nach Modernisierung im industriellen Look

Es blitzt in der neuen Küche, wohin man schaut. "Der Koch liebt Edelstahl", sagt Ronald Boterkooper und lacht. Der Gastronom ist glücklich: Seit Ende April hat sein Museumsrestaurant "Schiffchen" nach zweimonatiger Umbaupause wieder geöffnet – und wird von den Besuchern sehr gut angenommen: "Alle sind erstaunt, wie sehr sich das 'Schiffchen' verändert hat", erzählt Boterkooper. Seit 24 Jahren ist er Inhaber des Restaurants direkt an der Weberei des TextilWerks. "Ich liebe den Laden, aber es musste einfach etwas passieren. Der Umbau war schon sehr heftig, aber ich bin sehr glücklich mit den Veränderungen", ist der gebürtige Niederländer erleichtert. Er hat mehr als 500.000 Euro in die Modernisierung investiert.

"Schiffchen"-Inhaber Ronald Boterkooper ist glücklich: Er freut sich besonders über die neue, hochmoderne Küche.

Besonders begeistert ist er von der neuen Küche: "Das ist eine der modernsten in ganz Deutschland", ist er überzeugt. Die vielen Arbeitsbereiche und Kochstellen aus Edelstahl stehen alle auf Rollen, Flexibilität, Hygiene und Schnelligkeit sind hier Programm. 300 Gerichte pro Stunde können die Mitarbeiter über eine moderne "Kellnerstraße" an die Gäste verteilen. Wie bisher liegen die Schwerpunkt der Speisekarte auf deutscher Küche und Fisch, zubereitet werden die Speisen auf hohem Niveau: "Wir kochen auf dem Teller – also alle Beilagen werden auf dem Teller roh angerichtet, dann geht es direkt in den Ofen. Vorher blieben die Vitamine im Topf, jetzt bleiben sie auf dem Teller", erklärt der Koch.

Im Museumsrestaurant ist der Industrial Look eingezogen: Anthrazitfarbene Töne herrschen vor, auch die Sprossenfensterrahmen wurden so gestrichen – der Blick ins Museum wird dadurch erleichtert.

Für den Besucher sofort sichtbar ist beim Eintritt ins "Schiffchen" der neue Anstrich: Statt weißer Säulen und weißer Sprossenfenster herrscht nun Anthrazit vor – der moderne Industrial Look ist ins Museumsrestaurant mit seinen 140 Sitzplätzen eingezogen. Und hat auch noch einen wichtigen Zweck: "Die weiße Farbe der Fensterrahmen wirkte wie eine Barriere –den dunklen Grauton nimmt das Auge kaum wahr. So kann der Restaurantbesucher ungehindert ins Museum hineinschauen und die ersten Webmaschinenreihen und den Waschraum sehen", erklärt der 57-Jährige.

Für den Brief, der hinter den Gläsern und Flaschen leuchtet, war Gastronom Ronald Boterkooper mehrere Stunden im Stadtarchiv auf der Suche.

Ein besonderer Blickfang ist die Theke: Sie wurde mit einem meterlangen und dezent beleuchteten Foto der historischen Dampfmaschine, die ein paar Meter weiter im Museum zu bewundern ist, verkleidet. Hinter der Theke eine weitere Reminiszenz an die Textilgeschichte der Region: Ein auf Glas gedruckter und von hinten beleuchteter Brief der Bocholter Textilfirma Borgers aus dem Jahr 1906 dokumentiert die Bemühungen des damaligen Unternehmenschefs Johann Borgers, eine behördliche Genehmigung für den Betrieb einer Dampfmaschine zu bekommen. Boterkooper lächelt: "Für diesen Brief saß ich mehrere Stunden im Stadtarchiv."

Blick vom Websaal ins Museumsrestaurant "Schiffchen".

Biergarten am Ufer der Aa

Was der Gast nicht wahrnimmt: Das "Schiffchen" ist um knapp 100 Quadratmeter gewachsen. Ein großer Lager- und Logistikbereich wurde hier wochenlang von Maurern vom Websaal abgetrennt, der Innenausbau der Sanitär- und Sozialräume soll in den nächsten Wochen erfolgen. Auch der Biergarten am Aa-Ufer soll demnächst fertig sein, noch fehlt eine durchgängige Pflasterung. Boterkooper hat sich eine weitere Finesse ausgedacht: Eine rund 30 Meter lange Holzbank soll an der Außenwand des "Schiffchen" aufgestellt werden. Der Inhaber ist sich sicher, dass auch diese 56 Sitzplätze, ebenso wie die 160 im Biergarten, beliebt sein werden: "Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Aa und das Kubaai-Gelände. Wenn alles fertig ist, wird das wirklich ein wunderbares Umfeld sein, mit dem neuen Park, den künstlich angelegten Inseln und der Podiumsbrücke."

Auch Museumsleiter Dr. Hermann-Josef Stenkamp ist sehr angetan vom Neustart des "Schiffchen": "Das ist für uns ein großer Glücksfall, dass das Museumsrestaurant so professionell betrieben und erneuert wird." Die Gastronomie selbst werde das Umfeld der Weberei aufwerten und viel zur Entwicklung des "tollen neuen Stadtviertels" beitragen. "Wir sind sehr froh und glücklich darüber und sehen das neue 'Schiffchen' als absoluten Gewinn an", betont Stenkamp. Er fiebert nun der baldigen Wiedereröffnung der Weberei entgegen.

Linda Schilling

Kategorie: Weberei